Die meisten Schulterbeschwerden entstehen oft ohne erklärbaren Grund. Früher wurde dafür oft der Begriff Impingement (Einklemmung) verwendet. Dieser ist jedoch veraltet, neu wird der Begriff Subacromiales Schmerzsyndrom (SAPS) verwendet. Dieses Syndrom beschreibt einen Schmerz, der unterhalb unseres Schulterdachs bei alltäglichen Bewegungen vorkommt, wie zum Beispiel eine Jacke anziehen. Von dieser Art von Schulterschmerzen sind ca. 21-31% unserer Bevölkerung betroffen. Doch, was genau ist der Unterschied zwischen dem Impingement und dem SAPS, und was kann man dagegen machen? Genau um dieses Thema dreht sich dieser Beitrag.
Anatomie Schulter
Um das Beschwerdenbild SAPS zu verstehen, muss man zuerst einen groben Überblick über die Anatomie unserer Schulter haben. Die Schulter ist ein Kugelgelenk, das fast rein muskulär gesichertes ist. Das bedeutet, dass das Schultergelenk kaum knöcherne Strukturen hat, die die Bewegung einschränken. Darum können wir mit der Schulter enorm viele Bewegungsrichtungen abdecken, diese Eigenschaft macht es aber auch anfällig für Verletzungen.
Der Begriff subacromial beschreibt den Ort der Beschwerden. Unterhalb des Schulterdachs, hier rot eingekreist, befindet sich der sogenannte subacromial Raum (blau). Der subacromial Raum ist eine kleine «Lücke» zwischen dem Schulterdach und dem eigentlichen Schultergelenk, wo auch ein Schleimbeutel (grün) liegt. Diese «Lücke» braucht es, damit sich der Schulterkopf ungehindert in alle Richtungen drehen und sich bewegen kann. Dies ist wahrscheinlich der Ort, an dem die meisten Beschwerden auftreten. Eine Überbelastung der Schulter, ein Trauma oder natürliche Alterserscheinungen können zu einer Schleimbeutelentzündung führen, was schmerzhaft ist. Eine Schleimbeutelentzündung ist aber nicht immer der Auslöser für die Beschwerden, das kann auch eine Sehne, ein Muskel oder gar einen knöchernen Ursprung sein. Zusätzlich können Beschwerden durch eine Schutzspannung der stabilisierenden Muskulatur des Schultergelenks ausgelöst werden. Eine solche Schutzspannung kann durch verschiedene Mechanismen zum Beispiel wie ein leichtes Trauma ausgelöst werden. Die Schutzspannung bleibt oft bestehen, obwohl die eigentliche Verletzung bereits auskuriert ist.
Impingement vs. SAPS
Der Begriff Impingement ist mittlerweile recht verbreitet, doch was beschreibt er? Impingement heisst übersetzt «Einklemmen», doch dieser Begriff ist oft falsch, da keine Struktur eingeklemmt wird. Dieser Begriff gilt als veraltet, heutzutage wird mehr von dem Subacromialen Schmerzsyndrom gesprochen. Dieser Begriff ist genauer und beschreibt lediglich den Ort der Beschwerden, nicht aber die Struktur oder den Mechanismus dahinter. Denn es kann nicht immer bestimmt werden, welche Struktur die Schmerzen auslöst. Aus diesen Gründen wird in diesem Beitrag vom SAPS gesprochen und nicht von einem Impingement. Die typischen Beschwerden bei SAPS sind Schmerzen in einem bestimmten Bereich während des Arm Hebens, nämlich zwischen 60°-120°, dieser Bereich wird auch painful arc (schmerzvoller Bogen) genannt. Weitere Beispiele, wo Schmerzen vorkommen können, sind beim Jackenanziehen oder beim Sicherheitsgurtanlegen im Auto.
Fazit
Ein grosser Teil von uns wird in seinem Leben mindestens einmal mit Schulterbeschwerden zu tun haben. Fast 80% aller Schulterbeschwerden gehören in die Kategorie von SAPS Beschwerden. Der Begriff subacromiales Schmerzsyndrom wird als Sammelbegriff von Schulterbeschwerden verwendet. Früher wurden diese oft als Impingement klassifiziert, dieser Begriff ist jedoch veraltet, da der eigentliche Grund der Beschwerden kein Einklemmen einer Struktur ist. Der subacromial Raum liegt zwischen dem Schulterdach und dem eigentlichen Gelenk. In diesem Zwischenraum verlaufen Sehnen, Nerven und Bänder.
Oft ist es schwierig wirklich bestimmen zu können, welche Struktur die Schmerzen auslöst, häufig ist es ein Zusammenspiel von mehreren Strukturen. Im zweiten Teil dieses Blogs geht es in die Praxis und zur Therapie von Schulterbeschwerden.
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